Über den Dächern Wertvolle Nutzfläche gewinnen
Wenn Raum knapp ist und Erweiterungsflächen nicht in Sicht sind, bieten Aufstockungen von Krankenhausgebäuden erhebliches Potenzial. Über den Dächern der Stadt entstehen wertvolle Nutzflächen und Räume mit hoher Aufenthaltsqualität.
Konzept und Technik
Aufstocken und Sanieren spart wertvolle Ressourcen und Flächen gegenüber einem Neubau auf der grünen Wiese. Mit leichten Bauweisen wie schlanken Stahlkonstruktionen und Spannbetondecken lassen sich in die Jahre gekommene Zweckbauten in moderne Gesundheitsarchitektur wandeln — und das Schritt für Schritt bei laufendem Krankenhausbetrieb.
Erfolgreich umgesetzte Projekte im Ruhrgebiet wie auch in Bayern belegen die Effizienz dieses Konzeptes. Und das nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus ökologischer Sicht: Durch das Weiternutzen und Erweitern der vorhandenen Bausubstanz lässt sich der Energieeinsatz für Baustoffe und deren Transport reduzieren. Allein bei den Spannbetondecken konnten wir im Vergleich zu Vollbetondecken rund 50 Prozent Material eingesparen.
Nachhaltig und ressourceneffizient ist beispielsweise auch die spätere vollständige Rohstoffrückgewinnung des Stahls. (Foto: St. Elisabeth Gruppe)
Marien Hospital Herne
Seit 2015 sanieren und erweitern wir die Universitätsklinik Marien Hospital Herne. Bei laufendem Betrieb haben wir das Gebäude zunächst aufgestockt.
Dank der hochwertigen und langlebigen Ausführung der Umbaumaßnahme verlängern wir die Lebensdauer des Gebäudes deutlich. Nach herkömmlichen Gesichtspunkten wäre die Universitätsklinik längst am Ende ihres Lebenszyklus angelangt.
„Dank einer besonders schlanken und leichten Stahlrahmenkonstruktion konnten wir das Universitätskrankenhaus sogar um zwei Geschosse ergänzen und die Fassade erweitern.“ – Raphael Büsing, Architekt, Krampe Schmidt Architekten
Die neuen Etagen und die vorgebaute Fassade vergrößerten das Gebäude um rund 3600 Quadratmeter. Diese sinnvolle Investition in die Zukunft ist auch ökonomisch eine attraktive Alternative zu einem Neubau.
(Foto: St. Elisabeth Gruppe)
Nur durch die Stahlkonstruktion war es möglich, den Krankenhausbetrieb während des Bauprozesses aufrechtzuerhalten. Das spiegelte sich zudem in deutlichen Zeit- und Kosteneinsparungen wider. Über alle Geschosse hinweg ist die Stahlkonstruktion der Fassadenerweiterung von der Stahlrahmenkonstruktion der aufgestockten Geschosse abgehängt. Lediglich an jedem Geschoss ist sie rückverankert.
(Foto: St. Elisabeth Gruppe)
Die zwei zusätzliche Geschosse bescherten unserem Bauherrn Raum für eine Komfortstation mit ausgezeichnetem Blick über das grüne Revier.
St. Anna Hospital Herne
Auch das St. Anna Hospital in Herne wurde durch das Team von Krampe Schmidt im laufenden Betrieb saniert und aufgestockt. Das innerstädtisch gelegene Krankenhaus präsentiert sich heute wie ein hochwertiger Neubau.
Seit 2012 haben wir die Pflegebereiche qualitativ neu gestaltet und heutigen Bedürfnissen an einen modernen und patientenorientierten Ablauf in der Krankenhauspflege angepasst.
Die gesamte haustechnische Infrastruktur haben wir zwischen alte und erweiterte Außenhülle gelegt. Eine neue hochwertige Travertin-Fassade fasst die verschiedenen Gebäudeteile zusammen und zeigt sie wie aus einem Guss.
Zu einer hohen Aufenthaltsqualität tragen ein ausgewähltes Farbkonzept, helle Patientenzimmer und großzügige Loggien bei. Neben den Pflegebereichen haben wir auch die Intensivstation und die Geburtshilfe umgebaut.
„Die Aufstockung und Erweiterung eines Gebäudes bei laufendem Betrieb veranschaulicht eindrucksvoll die gestalterischen, ökologischen und ökonomischen Potenziale, die mit dem Einsatz von Stahl möglich sind.“ – Michael Köcke, Architekt, Krampe Schmidt Architekten
Mit der neuen Fassade aus Travertin erscheinen das sanierte Bettenhaus und die davorliegende, unverändert gebliebene Caféteria wie aus einem Guss.
Kliniken Dr. Erler Nürnberg
Platz ist knapp: Die Kliniken Dr. Erler liegen am westlichen Rand der Nürnberger Innenstadt zwischen dichter, innerstädtischer Bebauung. Daher zählte eine ein- bis zweigeschossige Aufstockung zu den jüngsten Erweiterungsmaßnahmen.
2018 fiel die Entscheidung für eine neue Wahlleistungsstation und damit für die Aufstockung zweier älterer Gebäudeteile aus dem Jahr 2008. Erneut sorgen eine leichte Stahlkonstruktion und eine Holz-Aluminium-Fassade für die erforderliche Gewichtsersparnis beim Rohbau.
Für ein optisch harmonisches Erscheinungsbild setzte das Planungsteam auf vorgehängte Ziegelplatten auf einer Aluminium-Unterkonstruktion. Die Materialen lassen sich nach Ende der Nutzungsdauer problemlos demontieren und wiederverwenden. Auch hier stand die Reduzierung der Lasten im Vordergrund.
Die zusätzlichen Geschosse bieten Raum für 18 neue Komfort-Einbettzimmer mit hochwertiger Innenausstattung – zum Teil mit direktem Blick auf die Nürnberger Burg.
„Für eine Aufstockung benötigt das Bestandsgebäude ausreichende statische Reserven. Wir empfehlen, diese zusätzlichen Lasten auch im Neubau bereits mitzudenken.“ – Jürgen Schmidt